Die zwölf 1000-jährigen Kirchen

Zwölf tausendjährigen Thunersee-Kirche: Die reformierte Kirche von Einigen am Ufer des Thunersees.

Die reformierte Kirche von Einigen, die Mutterkirche der zwölf tausendjährigen Thunersee-Kirchen.

 

Im 10. Jahrhundert gehörte der Thunersee zur Grafschaft Burgund. Der damalige König von Hochburgund, Graf von Burgund und kurzzeitiger König von Italien, Rudolf II besuchte deshalb immer wieder den Thunersee und schaute bei den Herren von Strättligen im Schloss Spiez vorbei. Rudolf II schlief schlecht. Man erzählt sich, dass er immer wieder den gleichen Traum hatte, was ihn nicht in Ruhe ließ. Als er offenbar zum wiederholten Mal darüber sprach, habe man ihn zum Pfarrer von Einigen geschickt, um sich Rat zu holen. Rudolf II klagte dem Pfarrer sein Leid, erzählte ihm seinen Traum und war gespannt, was der gute Pfarrer ihm zu sagen hatte. In der Tradition der damaligen Zeit interpretierte der Pfarrer den Traum als Auftrag Gottes, dass Rudolf II zwölf Töchterkirchen vom «Gotteshaus im Paradies» zu bauen habe. Ein kleines Schmankerl obendrauf: «Gotteshaus im Paradies» war die damalige Benennung der Kirche von Einigen. 

 

Zumindest zwei der Kirchen waren ursprünglich dem Heiligen Martin geweiht. Der Heilige Martin habe als römischer Soldat einen frierenden Bettler getroffen. Als er ihn gesehen habe, habe er seinen Mantel mit dem Schwert halbiert und die abgeschnittene Hälfte dem Bettler gereicht. Noch heute ziehen in manchen Gegenden am 11.11. Gläubige mit Fakeln und Laternen zu Ehren des Heiligen Martin durch den Ort und singen dabei «Ich geh' mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir». Als man ihn zum Bischof wählen wollte, so lautet eine andere Legende, habe er versucht, sich in einem Gänsestall zu verstecken. Die Gänse hätten aber so laut geschnattert, dass er entdeckt wurde. Aus diesem Grund wird am 11.11. traditionell die Martinsgans aufgetischt. Der Heilige Martin wurde anfangs des 4. Jahrhunderts in Tours (Frankreich) geboren. Er ist der Schutzpatron unter anderem des Kanton Schwyz, von Eichsfeld (Thüringen), dem Burgenland (Österreich), Frankreichs und der Slowakei.

 

Standorte der Kirchen

Mutterkirche
- Einigen

Töchterkirchen
- Aeschi bei Spiez

- Amsoldingen

- Spiez

- Thierachern

- Thun

- Uttigen (1536 abgebrannt)

- Wimmis


Video «Die zwölf tausendjährigen Thunersee-Kirchen»

Die reformierte Kirche von Einigen. Eine der zwölf tausendjährigen Kirchen des Thunersees.

Einigen

Die Kirche ist überraschend klein. Sie liegt idyllisch am Ufer des Thunersees und verströmt eine angenehme Ruhe. Sie ist die Mutterkirche der zwölf tausendjährigen Thunersee-Kirchen und damit auch die älteste von ihnen. Sie wurde ursprünglich dem heiligen Michael geweiht. Die Kirche wurde erstmals im 7. Jahrhundert erbaut. Der Turm wurde im 15. Jahrhundert neu gebaut. Der Innenraum ist schlicht.

Öffnungszeiten
Sommerzeit: Mo-So 08:00 bis 20:00 Uhr

Winterzeit:     Mo-So 08:00 bis 18:00 Uhr

Die reformierte Kirche von Aeschi bei Spiez. Eine der zwölf tausendjährigen Kirchen des Thunersees.

Aeschi bei Spiez

Stolz und von weit her sichtbar steht die reformierte Kirche eingangs des Dorfes von Spiez her. Der mächtige Turm mit seinem imposanten, achtseitigen, spitz nach oben verlaufenden Dach zeigt die Wichtigkeit, welche der Bau zu früheren Zeiten hatte. Die Kirche ist wunderschön renoviert und strahlt in ihrem weißen Glanz. Wann sie ursprünglich gebaut wurde ist unsicher. Man geht davon aus, dass das Schiff bereits im 10. oder 11. Jahrhundert gebaut wurde. Während dem 17. und 18. Jahrhundert wurde sie maßgeblich dem Zeitgeist angepasst.

Die reformierte Kirche von Frutigen. Eine der zwölf tausendjährigen Kirchen des Thunersees.

Frutigen

Die reformierte Kirche ist das eigentliche Wahrzeichen von Frutigen. Sie steht etwas oberhalb des Dorfkerns, leicht erhöht auf einem Hügel. Historisch und bescheiden zugleich, verströmt sie ihre herrschaftliche Eleganz über das Dorf und seine Bewohner. Sie wurde ursprünglich 1294 gebaut und dem Heiligen Michael geweiht. Nach einem Dorfbrand wurde sie 1726 in ihrer heutigen Form wieder aufgebaut. 1809 wurde erstmals eine Orgel eingebaut. Die heutige Orgel stammt von 1911. Das Orgelwerk wurde 1952 ersetzt und 1973 erweitert. Seit 1973 steht die Orgel in der Westempore. Die Frutiger Kirche ist die am weitesten vom Thunersee entfernte Kirche der zwölf Gotteshäuser.

 

Öffnungszeiten 
08:00 bis 21:00 Uhr 

Die reformierte Kirche von Frutigen. Eine der zwölf tausendjährigen Kirchen des Thunersees.

Hilterfingen

Die Kirche wurde ursprünglich dem Heiligen Andreas geweiht und erstmals 1175 erwähnt. Eine erste Kirche stand jedoch bereits im 7. oder 8. Jahrhundert an ihrer Stelle. Sie wurde im 11.  oder 12. Jahrhundert vergrößert. Der Turm der heutigen Kirche und insgesamt sechs der Bildfenster stammen aus dem 15. Jahrhundert. 1727 wurde die Kirche mit Unterstützung der Stadtberner neu gebaut. Der Innenraum der Kirche ist karg mit Ausnahme der großen Orgel und einem großen Bild mit einem reich verzierten Rahmen. Die Kirche steht, vom See und von der Hauptstraße gut sichtbar, etwas erhöht am Hang.

Die reformierte Kirche von Leissigen. Eine der zwölf tausendjährigen Kirchen des Thunersees.

Leissigen

Die Kirche von Leissigen steht herrschaftlich und wunderschön am Ufer des Thunersees. Alte Riegelhäuser stehen neben der Kirche. Ein kleiner Friedhof befindet sich entlang des Kirchenschiffes. Die Kirche ist denkmalgeschützt. Die Kirche in ihrer heutigen Form stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die Ursprünge gehen auf das 8./9. Jahrhundert zurück. Insgesamt acht verschiedene Grundrisse zeugen von einer aufregenden Vergangenheit. 1675 wurde die Kirche im Barockstil umgebaut.

 

Öffnungszeiten
Durchgehend geöffnet  

Die reformierte Kirche von Sigriswil. Eine der zwölf tausendjährigen Kirchen des Thunersees.

Sigriswil

Die Kirche steht mitten im weitläufigen Gebiet der Gemeinde Sigriswil mit einer eindrücklichen Aussicht auf den Thunersee und die Alpen. Auffallend ist das große Kirchenschiff und den im Verhältnis zu den übrigen zwölf Thunersee-Kirchen schmalen Kirchturm. Die Kirche ist in ihrer weißen Pracht von weitem sichtbar. Selbst vom anderen Seeufer aus kann die Kirche gesehen werden. Der heutige Bau stammt von 1678/1679. Der ursprüngliche Bau erfolgte im 10./11. Jahrhundert. Ein zweiter Bau erfolgte 1467. Er wurde durch den Bischof von Konstanz dem Heiligen Gallus, dem Stadtheiligen von St. Gallen, geweiht.

Die reformierte Schlosskirche Spiez.. Eine der zwölf tausendjährigen Kirchen des Thunersees.

Spiez

Die heutige Kirche wurde um das Jahr 1000 gebaut. Bereits im 7. oder 8. Jahrhundert stand eine kleine Steinkirche an ihrem Platz. Sie wurde für den Bau der heutigen Kirche abgebrochen. Die Kirche liegt unmittelbar beim Schloss Spiez am äußersten Winkel der erhöhten Lage. Auf der Plattform neben der Kirche bietet sich ein atemberaubender Blick auf den Thunersee und die Alpen. Die Kirche verströmt mit ihrem Mauerwerk und dem stämmigen Turm ihre Geschichte und Bedeutung früherer Zeiten. Mit ihren in unschuldigem Weiß bemalten Wänden und den wunderbaren Wandmalereien im Chor verströmt die Kirche eine unerwartete Leichtigkeit im Inneren.

1907 wurde eine neue reformierte Kirche gebaut. Die Schlosskirche verlor damit ihren Status als Pfarrkirche.

Die reformierte Kirche von Thun. Eine der zwölf tausendjährigen Kirchen des Thunersees.

Thun

Zusammen mit dem Schloss Thun thront die Stadtkirche über der Altstadt und dem Thunersee. Eine steile Treppe führt von der Altstadt nach oben. Die Kirche steht auf einem überraschend großzügigen Platz und bietet einen außergewöhnlichen Ausblick über die Altstadt, den See und die Alpenkämme. Die Stadtkirche Thun ist die mit Abstand größte der zwölf 1000-jährigen Thunersee-Kirchen. Der heutige Bau ist jedoch bedeutend jünger. Der Turm wurde anfangs des 14. Jahrhunderts erbaut, das Kirchenschiff 1738. Vorgängerbauten gehen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Der Innenbereich der Kirche ist schlicht und überraschend modern. 

Die reformierte Kirche Scherzligen im Schadau-Park, Thun. Eine der zwölf tausendjährigen Kirchen des Thunersees.

Kirche Scherzligen, Thun

Die Kirche Scherzligen liegt im Schadau-Park am Aare-Thunersee-Ufer in Thun. Die Geschichte der Kirche geht weit zurück, bis ins 5./6. Jahrhundert. Forscher gehen davon aus, dass damals die erste Kirche über einem Mausoleum gebaut wurde. Der heutige Turm stammt aus dem 9. Jahrhundert, das Kirchenschiff irgendwann aus dem 10. bis 12. Jahrhundert. Das Kirchenschiff wird allgemein mit der Legende vom Bau der zwölf Thunersee-Kirchen in Verbindung gebracht. Die Kirche ist innen und außen renoviert. Weiße Wände mit alten Wandmalereien verleihen dem Innenbereich eine angenehme Unbeschwertheit und Freundlichkeit. Schlichte Holzbänke sind links und rechts des Mittelganges aufgestellt. Der Raum ist rechteckig mit einer Holzdiele. Der Chor ist durch eine Mauer vom Kirchenschiff abgetrennt, verbunden durch ein Spitzbogen-Tor. Das Taufbecken aus Stein steht im Chor, durch das offene Tor gut sichtbar. Die Kirche wird gerne für  Hochzeiten gebucht. Interessant: Die Kirche ist exakt zum Sonnenaufgang des Sommerbeginns (21. Juni) ausgerichtet.

 

Öffnungszeiten
Sommer (1. April bis 31. Oktober): Montag-Sonntag 10:00 bis 18:00 Uhr

Winter (1. November bis 31. März): Sonntag 11:00 bis 16:00 Uhr

Während Anlässen (Hochzeiten, Gottesdienste etc.) ist die Kirche übrigen Besuchern nicht zugänglich.

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Sehenswürdigkeiten und Reisetipps

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Thunersee: Die Bucht von Spiez mit Schloss Spiez und der Schlosskirche

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Portraitfoto Stefan Schär, Autor des Reisblogs «mitREISEnd.ch»
Stefan Schär
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