Die Holländische Windmühle mit ihrer Holzgalerie steht eingangs von Hinte. Unübersehbar. Sie nimmt nicht nur räumlich Platz ein, sondern zieht die Blicke auf sich und versprüht eine herrliche Lebenslust. Klein, aber fein - so rühmt sich Hinte selber. Und tatsächlich: Das kann Hinte mit Fug und Recht von sich behaupten. Der nur auf den ersten Blick unscheinbare Ort, entpuppt sich im Handumdrehen zu einem Feuerwerk von Sehenswürdigkeiten und Geschichten.
Die Windmühle ist das Wahrzeichen von Hinte. Sie wurde 1869 gebaut. Auffallend ist der außergewöhnlich hohe Turmunterteil mit drei Stockwerken. Darüber befindet sich die hölzerne Galerie. Müller nutzten die Galerie, um den Flügel Segel zu setzen, wenn der Wind nur lau war, und um die Mühle zu starten, die Flügel nach dem Wind auszurichten und zu stoppen. Ende der 1950er Jahre musste die Hinte-Windmühle abgerissen werden. Wie üblich bei Windmühlen, hatte der Betrieb tiefe Spuren hinterlassen. Der gesamte obere Teil bis zum Mauerteil wurde entfernt. Während den 1990-er Jahren wurde die Mühle wieder aufgebaut und umgenutzt. Heute wird die Mühle nicht mehr zum Mahlen von Getreide genutzt sondern als attraktiver Standort für besondere Anlässe: In den beiden oberen Stockwerken befinden sich das Trauzimmer und eine Gemäldegalerie. Tipp: Gleich im Erdgeschoss befindet sich die Touristeninformation. Schon beim Eintreten wurde ich freundlich empfangen. Auf meine Fragen wurden spannende Tipps und hilfreiche Informationen gegeben.
Funfact: Es gibt verschiedene Arten von Windmühlen. Im Norden Europas sind vorab Bockmühlen und Holländische Windmühlen verbreitet. Bockmühlen sind vollkommen aus Holz gebaut. Wenn sich der Wind dreht, wird die ganze Mühle neu ausgerichtet. Anders bei der Holländermühle. Bei diesen Mühlen ist der Turm fest verankert und es wird lediglich die Kuppel mit den an ihr festgemachten Flügel gedreht. Tipp: Mehr über die unterschiedlichen Windmühlen und wie sie funktionieren findest Du auf meiner Seite «Spektakuläre Windmühlen».
Die Wasserburg Hinta wurde auf den Grundmauern der früheren Osterburg aufgebaut. Die Burg ist seit anfangs des 16. Jahrhunderts im Besitz der Familie von Frese. Sie ist eine der wenigen komplett erhaltenen Häuptlingsburgen in Ostfriesland. Die Burg kann nur von außen besichtigt werden.
Funfact: Im 14. Jahrhundert wurden in Hinte zwei Burgen, zwei Häuptlingsburgen, die Wester- und die Osterburg gebaut. Die Burgherren der Westerburg unterstützten friesische Seeräuber, die die Schiffe der Hanse kaperten. Glaubt man den Gerüchten, gehörte auch der legendäre Klaus Störtebeker zu den unterstützten Piraten. 1436 hatten die Hamburger genug und zerstörten die Westerburg. Häuptlinge, friesisch Hvoetlinge, waren ostfriesischen Stammesführer während dem Mittelalter. Sie übernahmen während dem 14. Jahrhundert Machtpositionen in Ostfriesland. Um die Macht zu bewahren, begannen sie Burgen, die Häuptlingsburgen zu bauen. Ihr Einkommen bestritten die Häuptlinge nicht wie bei anderen Adligen üblich, durch das Eintreiben von Steuern, sondern durch Seeräuberei und dem Strandenlassen reich beladener Schiffe der Hanse durch falsche Leuchtfeuer. Untereinander waren die Häuptlinge oft verfeindet. Fehden kamen entsprechend immer wieder vor.
Der als Friesenapostel bekannte Missionar Liudger hat wahrscheinlich in Hinte die erste Kirche gegründet. Die gotische Kirche, die neben der Burg Hinta steht, wurde im 15. Jahrhundert geweiht. Man geht davon aus, dass die Kirche am Ort der ursprünglichen Kirche steht. Die heutige Kirche wurde ursprünglich dem Heiligen Martin geweiht. Sie ist heute eines der bedeutendsten Kirchenbauwerke der Spätgotik in Ostfriesland. Im Glockengebäude neben der Kirche hängen zwei Glocken. Die große Glocke wurde 1789 gegossen, die kleine 1959. Das Glockengebäude stammt aus dem 13. Jahrhundert und war Teil einer früheren Kirche.
Der Heilige Liudger wurde 742 in Utrecht geboren und starb 809 in Billerbeck, in der Nähe von Münster. Er war Missionar und gründete die Kloster in Werden und Helmstedt. Er wurde zum ersten Bischof von Münster berufen. Nach seiner Pilgerreise nach Rom ernannte ihn Karl der Große zum Missionsleiter im Friesland, was zur Bezeichnung «Friesenapostel» führte. Selbst als er wenig später durch Karl dem Großen nach Münster entsandt wurde, pflegte er seine Verbindungen im Friesland.
Sehenswürdigkeiten Hinte: Das Glockengebäude neben der Kirche, das Kirchenschiff, alte Grabplatten im Kircheninnern, Ritteremblem auf einer der Grabplatten.
Der Ortskern von Hinte ist geprägt von schmucken Backsteinbauten.
Ein Wochenmarkt findet jeden Mittwoch von 07:30 bis 12:00 Uhr auf dem Marktplatz statt. Es werden Obst, Gemüse, Fleisch und frische Fische aus der Region angeboten.
Ein besonderer Leckerbissen für Outdoor- und Aktivurlauber ist eine Kanutour von Hinte auf den Fehnkanälen bis nach Emden. Die Tour hat den Schwierigkeitsgrad «Leicht» und ist damit auch für Anfänger gut geeignet. Selbstverständlich muss man trotzdem Schwimmen können und eine Schwimmweste tragen. Achtung: Kanus sind ausweichpflichtig und werden von Motorbooten aus schlecht gesehen. Also bei aller Freude am Erlebnis, auch immer Vorsicht walten lassen.
Hinte liegt in Ostfriesland im Bundesland Niedersachsen. Der Ort liegt weniger als 5 km (Luftlinie) von Emden entfernt. Ebenfalls sehr nahe liegen Greetsiel (rund 10 km) und der Pilsumer Leuchtturm (rund 15 km). Norddeich, der Hafen zur Überfahrt nach Norderney, ist knapp 25 km entfernt.
Der Ort zählt etwas mehr als 7'000 Einwohner.