Die Stadt macht es dem verwöhnten Provence-Besucher nicht gerade einfach. Zumindest bei mir war das so. Gewohnt, von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu schlendern, fand ich im ersten Moment keine davon in Draguignan. Erst allmählich begann ich sie zu entdecken. Tatsächlich, Draguignan hat eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, alle ein wenig versteckt. Wenn Du es magst, nach Sehenswertem zu suchen, dann bist Du hier richtig. Draguignan wird dich belohnen.
Video Sehenswürdigkeiten Draguignan: Glockenturm - Altstadt - Kirche St. Michel - Église des Minimes - Chapelle de l'Observance - Künstlerviertel - Street Arts.
Draguignan ist einer der größten Stützpunkte der französischen Armee. Mit der École de l'Infanterie (Infanterieschule) und der École de l'Artillerie (Artillerieschule) sind gleich zwei nationale Militärschulen in Draguignan stationiert.
Funfact: Nach einer Legende geht der Namen von Draguignan auf einen Drachen zurück, der in der Gegend gelebt habe. Leider ist diese Legende nicht korrekt. Der Name stammt aus der Zeit, als die Römer die Provence besiedelten. Man geht davon aus, dass der Name von einer Person mit dem Namen Draconius stammt, der ein zu jener Zeit typisches Landgut hier besaß.
Tipp: Einfacher als auf eigene Faust die Sehenswürdigkeiten zu entdecken, ist es, einen der zwei Besichtigungswege entlang zu gehen. Der Weg Balades Numérique führt zu 24 Sehenswürdigkeiten und dauert rund zweieinhalb Stunden. Der zweite Weg Le Chemin de l'Eau führt zu 14 Sehenswürdigkeiten und dauert rund eine Stunde. Bei den Sehenswürdigkeiten können mittels einem QR-Code Informationen abgerufen werden. Die Karte kann im Fremdenverkehrsbüro bezogen werden. Ich empfehle, die beiden Wege miteinander zu kombinieren. So ist etwa die Besichtigung des Glockenturms - das Highlight von Draguignan - im Le Chemin de l'Eau-Weg nicht vorgesehen. Ein kleiner Umweg erschließt den Besuch des Glockenturms problemlos.
Adresse: Office de Tourisme, 2 Avenue Lazare Carnot (beim Parking de la Victoire).
Öffnungszeiten: Mo-Fr 09:00 - 12:30 Uhr und 14:30 - 18:00 Uhr, Sa 09:00 - 12:30 Uhr, sonntags geschlossen.
Das Quartier Centre Ville unterscheidet sich kaum von den Innenstädten der übrigen französischen Städten. Es ist geprägt von den Einkaufsläden und Restaurants. Die Sehenswürdigkeiten, mit Ausnahme des Théâtre de l'Esplanade, befinden sich in der Altstadt.
Das Théâtre de l'Esplanade ist das städtische Theater am Boulevard Georges Clemenceau, der Hauptstraße von Draguignan. Ein Teil der der Straße zugewandten Fassade stammt aus dem Jahr 1836. Tipp: An der nächsten Kreuzung rechts abbiegen. Du findest gleich auf der linken Seite ein überdachtes Parking und das Fremdenverkehrsbüro (Office de Tourisme).
Sehenswürdigkeiten Draguignan: Der Glockenturm - Überreste des alten Castrums - Chapelle St-Sauveur.
Der Glockenturm (Tour de l'Horloge) wurde 1661 erbaut. Er ist insgesamt 24 Meter hoch. Die Glocke mit dem schmiedeisernen Aufbau wurde 1723 auf dem Turm installiert. Die Glocke wiegt in etwa 100 kg und ist damit maßgeblich kleiner als die frühere Glocke. Sie wog rund 600 kg, wurde aber bereits 1569 eingeschmolzen.
Funfact: Vor dem heutigen Glockenturm standen bereits drei Vorgängertürme an seiner Stelle. Der erste Turm wurde bereits im 11. Jahrhundert errichtet. Der Turm war Teil der Befestigungsanlage, die auf dem Hügel stand. Laut alten Schriften sei die Befestigung voller Zinnen und Machikolationen (Wurflochreihen) gewesen.
Während dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts wollten die Herrschaftshäuser der Provence eine umfangreichere Unabhängigkeit erlangen. Bei der Niederschlagung der Revolte wurde unter anderem auch die Burg in Draguignan zerstört.
Erst der dritte Turm, der 1413 errichtet wurde, hatte erstmals eine Uhr. Die erste Uhr der Stadt überhaupt. Mit der Uhr erhielt der Turm auch die Bezeichnung Tour de l'Horloge - Glockenturm. Auch dieser Turm wurde zerstört. Im Sommer 1659 wurde der Turm erneut aufgrund eines Aufstandes gegen den König zerstört. Ludwig XIV., der Sonnenkönig und Erbauer von Versailles, ließ den Turm bei der Niederschlagung des Aufstandes zerstören.
Gleich beim Glockenturm liegen Überreste des alten Castrum. Etwas weiter unten steht die Chapelle St. Saveur, die älteste Kapelle innerhalb der früheren Festungsmauern. Die Kapelle stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie war Teil einer Burg, die den Johannitern von St. Johannes von Jersualem gehörte. Funfact: Nachdem die Johanniter sich aus Draguignan zurückzogen, wurde die Kapelle zuerst als Treffpunkt, später als Sprengstoffdepot umgenutzt. Tipp: Von der Chapelle St. Saveur aus, hast Du einen wunderbaren Blick über die Dächer der Altstadt.
Eine Treppe führt zum kleinen Jardin Béatrice de Provence hinunter. Béatrice de Provence war eine Gräfin der Provence. Sie lebte von 1229 bis 1267. Sie war mit dem Bruder des französischen Königs Louis IX. verheiratet. Tipp: Der Weg hinunter verzweigt sich. Der Weg links führt zum Jardin hinunter, der andere an ihm vorbei. Als ich unten ankam, war das Tor beim Jardin verschlossen. Ein Hinweis oben fehlte. Das Tor des anderen Weges war geöffnet. Eine kleine Steinmauer trennt die beiden Wege voneinander. Ich konnte über die etwa einen Meter hohe Mauer klettern. Ob der Weg auf der rechten Seite immer geöffnet ist bzw. zu welchen Uhrzeiten, stand nicht am Tor. Wer das Risiko nicht eingehen will, vor geschlossenen Toren zu stehen, sollte die Straße nutzen, die vom Glockenturm her führt. Das Gitter ist weit genug, um von außen den Jardin betrachten zu können.
Hinweis: Für zusätzliche Informationen das gewünschte Bild anwählen.
Auf dem Place du Marché findet jeweils mittwochs und samstags während dem Vormittag der Wochenmarkt statt. Rund 100 Marktstände bieten lokales Gemüse, Fleisch und Fische an. Zusätzlich werden Kleider, Schuhe und Haushaltsgegenstände angeboten. Das eine und das andere Mitbringsel für die Lieben zu Hause oder Andenken an unvergessliche Ferien sind sicherlich mit im Angebot.
Wenn Du magst habe ich weiter unten ein typisches Rezept aus der Provence für ein schmackhaftes Sommerdessert aufgeführt. Die Zutaten für die Nachspeise findest Du auf dem Wochenmarkt. Ich habe das Rezept zufällig auf einer lokalen Webseite gefunden, mir aufgeschrieben und ausprobiert. Herrlich!
Der 39 Meter hohe Kirchturm der Église Saint Michel prägt zusammen mit dem auf dem Hügel stehenden Glockenturm das Bild der Altstadt. Die Kirche war ursprünglich der Heiligen Jungfrau Maria und dem Erzengel Michael geweiht.
Die ursprüngliche Kirche stammte aus dem 10. Jahrhundert. Sie wurde über die Jahrhunderte laufend ausgebaut. Zwischen 1864 und 1870 wurde die alte Kirche abgerissen und durch den heutigen Bau ersetzt. Einzig der Turm wurde belassen. Das neue Kirchenschiff wurde im neugotischen Stil erbaut. Leider wurde dem Unterhalt des neuen Kirchenschiffes keine Beachtung geschenkt, weshalb Mitte des vergangenen Jahrhunderts ein Holzdach eingebaut werden musste. Das gewaltige Holzgewölbe ist ein Gewinn für die Kirche. Das Gewölbe verleiht dem Inneren einen charakteristischen und sehenswerten Eindruck. Vor der Bestuhlung stehen zwei goldfarbene Figuren. Sie stellen die Jungfrau Maria und den Erzengel Michael dar. Eine dritte Figur verkörpert Hermentaire, einen Ortsheiligen. Funfact: Hermentaire war der erste Bischof von Antibes. Der Legende nach, soll er es gewesen sein, der den Drachen (lateinisch: Draconem), der hier lebte, getötet und mit seiner Heldentat Menschen gerettet haben soll.
Die Chapelle de l'Observance wurde durch die Minoriten, einen Franziskaner Orden, zwischen 1501 bis 1517 erbaut.
Funfact: Die Kapelle wurde in ihrer Geschichte verschiedentlich umgenutzt. Ende des 17. Jahrhunderts, wurde die Kapelle durch den königlichen Gerichtsverwalter als
Gerichtsgebäude genutzt. 1742 nutzten die Spanier die Kapelle als Krankenstation, vier Jahre später (1746) die österreichisch-piemontischen Truppen als Futterspeicher, 1790 das königliche
Regiment Royal Bourgogne als Unterkunft und 1802 wurde sie durch die Freimaurerloge «Le Triomphe de l'Amitié» (Der Triumph der Freundschaft) für ihre Zusammenkünfte genutzt, danach wurde das
Kirchenschiff zu einer Metzgerei umgenutzt und im 20. Jahrhundert schließlich zu einer Busgarage.
1992 übernahm die Stadt die Kirche und führte von 1999 bis 2005 eine umfassende Restaurierung durch. Heute wird die Kapelle durch die Stadt als Ausstellungshalle für zeitgemäße Kunst genutzt. Es finden laufend Ausstellungen zu unterschiedlichen Themen statt.
Adresse
Place de l'Observance
Öffnungszeiten
Di - Sa: 10:00 - 17:00 Uhr.
Geschlossen: Sonntag und Montag.
Die Chapelle des Minimes wurde 1706 durch Brüder des Minimes-Ordens erbaut. Sie hatten sich verpflichtet, ein Leben der ewigen Buße im Rahmen einer großen evangelischen Verleugnung zu führen. Der Orden wurde durch den Heiligen Franz von Paola (geb. 1416) gegründet. Sie trugen eine schwarze Stofftunika mit weiten Ärmeln. Sie verstanden sich als die Kleinsten im Hause Gottes, wovon sie den Name ihres Ordens «Minimes» ableiteten. Während ihrer Tätigkeit wurden sie im französischsprachigen Raum «Les Bon Hommes» genannt. Der Orden ist heute hauptsächlich nur noch in Italien präsent.
Adresse
3, Rue des Minimes
Öffnungszeiten
Di: 18.00 - 21:30 Uhr, Do: 08:30 - 10:00 Uhr, Fr: 15:00 - 20:15 Uhr, Sa: 11:00 - 12:15 Uhr
Geschlossen: Montag und Mittwoch.
Die Rue de Trans im Künstlerviertel von Draguignan fällt mit ihrer bunt bemalten Straße sofort auf. Sie ist Teil des Besichtigungsrundgangs «Le Chemin de l'Eau». Die Straße wird von den Bewohnern auch als Rue des Artistes, die Straße der Künstler, bezeichnet. Jeweils am dritten Wochenende im September verwandelt sich die Straße im Rahmen des Drachenfestes (Fête du Dragon) in ein wunderbares Meer an Werken und Farben.
Die Geschichte der Straße geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, erzählte man mir. Früher sei sie Teil der wichtigen Verbindungsstraße gewesen. Später, als die Befestigungsanlage gebaut wurde, um das damalige Dorf zu schützen, sei sie jedoch außerhalb der Mauern gelegen und später deshalb zerstört worden. Im 20. Jahrhundert sei die Straße schließlich zu Rue de Trans unbenannt worden. Der zunehmende Verfall der Häuser habe die Stadtverwaltung dazu bewogen, ein Projekt zu lancieren, mit dem Ziel ein Künstlerviertel aufzubauen. Vorgesehen sei es gewesen, Künstler aus dem gesamten Raum der Provence anzusiedeln und die Straße in Rue des Artistes umzubenennen. Im Gegensatz zu Fréjus, nach dessen Vorbild das Projekt umgesetzt hätte werden sollen, kam die Ansiedelung nach ersten Erfolgen nicht weiter. Heute sind noch einige wenige Künstler an der Straße aktiv und es wird über eine Auflösung der ursprünglichen Idee beraten.
Sehenswürdigkeiten Draguignan: Street Arts im Künstlerviertel rund um die Rue de Trans.
In einer kleinen Gasse (Trav. du Palais) mit ocker gestrichenen Rundbögen sind drei kunstvolle Street Art-Gemälde angebracht. Leider hat der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen. Auf der anderen Seite der Gasse, an den Wänden eines Parkplatzes, sind drei weitere, etwas neuere Street Arts angebracht. Liebst Du Street Arts? Eine Sammlung verschiedenster Werke aus über 50 Städten in mehr als 20 Ländern findest Du im Special «Street Art».
Draiguigan liegt etwas mehr als 30 km (Luftlinie) von Saint Tropez und in etwa gleich weit vom Lac de Sainte Croix und der Verdonschlucht entfernt.
Cannes liegt rund 40 km, Hyères rund 50 km entfernt.
Die Stadt zählt rund 40'000 Einwohner.