Sehenswürdigkeiten Schengen: Die drei Nationensäulen - Symbole der wachsenden Anzahl EU-Mitgliedsstaaten.
Schengen - wer den Namen ausspricht, denkt zumeist an die Möglichkeit, frei durch Europa zu reisen, ohne Grenzkontrollen. An den Ursprung der Bezeichnung des freien Personenverkehrs, denken die wenigsten: an das malerische Weindorf im Dreiländereck Luxemburg-Deutschland-Frankreich. Schade, denn das bezaubernde Weindorf ist eine empfehlenswerte Sehenswürdigkeit.
Sehenswürdigkeiten Schengen: Statue des Schengener Abkommens - Nationensäulen - Statue «A Schlass fir Schengen».
1985 - die damalige Europäische Gemeinschaft (EG) war noch weit von der heutigen EU entfernt. Die EG zählte damals gerade einmal zehn Mitgliedsstaaten. Die
Vertreter von fünf Ländern - die Nachbarstaaten Luxemburg, Deutschland, Frankreich, Belgien und die Niederlande - trafen sich auf dem Moselschiff «MS Princesse Marie-Astrid» und
unterzeichneten ein weitreichendes Abkommen. Heute, wo man die Tragweite des Abkommens kennt, muss man mit einem Schmunzeln anmerken, dass sie nicht wussten, was sie taten. Hätten sie es gewusst,
so hätten sie es pompöser gestaltet. Sie hätten kein unscheinbares Fahrgastschiff gewählt, sondern einen dem Anlass angemessenen Avantgarde-Architektur-Hotspot in einem der Hauptstädte. Die
Präsidenten der einzelnen Staaten wären mit Prunk angereist und die PR-Abteilungen hätten Schwerstarbeit erledigt. So aber wurde das sympathische Schengen, ein charmantes
Weindorf an der Mosel, auf einen Tag zum anderen zu einem Weltdorf, dem Inbegriff der Personenfreizügigkeit und des Freihandels in Europa.
Funfact mit Happy End: 1985 wurde das Schengener Abkommen unterzeichnet, benötigte jedoch weitere Verhandlungen und Verträge bis es schließlich 1995 umgesetzt wurde.
In der Zwischenzeit wurde das Moselschiff «MS Princesse Marie-Astrid» an eine Reederei in Regensburg verkauft, die das
historische Schiff kurzerhand zur «MS Regensburg» umtaufte und für Donaufahrten einsetzte. Nach langen Verhandlungen einigten sich die Parteien, dass das Schiff zum ursprünglichen Einsatzort nach
Schengen überführt wird. Ab 2025 soll dies sein.
Bis zur Überführung der «MS Princesse Marie-Astrid» symbolisiert ein Ponton-Gebäude im Form eines Schiffes das Moselschiff. Im Gebäude befindet sich das Fremdenverkehrsamt. Im Shop werden Andenken, Bilder und Bücher angeboten.
Tipp: Wenn Du magst kannst Du beim Touristikbüro ein Fahrrad mieten. Eine Tour entlang der Mosel und durch die Weinberge ist sehr empfehlenswert.
Zwischen der Brücke über die Mosel und dem Wehr befinden sich Denkmälern und Skulpturen. Sie stehen symbolisch für unterschiedliche Themen im Zusammenhang mit dem Schengener Abkommen:
Statue des Schengener Abkommens
Die drei Stellen stehen sinnbildlich für die BENELUX-Länder Belgien, Niederlande, Luxemburg sowie für Deutschland und Frankreich. Hinter den drei Stellen wurden neun weitere Sterne in den Beton eingelassen, die die restlichen EG-Staaten zum Zeitpunkt der Umsetzung des Schengener Abkommens symbolisieren. An den Stelen ist eine Erläuterung in deutscher, luxemburgischer, französischer und englischer Sprache angebracht.
Die drei Nationensäulen
Die drei Nationensäulen stehen sinnbildlich für die wachsende Anzahl Staaten, die dem Abkommen und der EU beigetreten sind. Die einzelnen Staaten sind mit einer Reliefsymbolik auf einem Stern dargestellt. Die Reliefs stellen typische Bräuche und Sehenswürdigkeiten des jeweiligen Landes dar. Neben Mitgliedsstaaten der EU umfasst das Abkommen die vier EFTA-Staaten Schweiz, Liechtenstein, Norwegen und Island.
Berliner Mauer
Die beiden Mauerstücke stehen sinnbildlich für den friedlichen Aufbruch in eine neue Zeit und die Erweiterung der EU nach Osten. Symbolisch wurde auf weißer Farbe eine Friedenstaube in der Farbe der EU auf eines der beiden Mauerstücke aufgemalt.
Skulptur «E Schlass fir Schengen»
Wenn Du magst, so kannst Du deine Verbundenheit mit Schengen und seinem Geist des freien Personen- und Warenverkehrs mit einem Vorhängeschloss an dieser Skulptur bekunden. Manche haben ihren Namen auf das Schloss eingraviert.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Nationensäulen steht das Europäische Museum Schengen (Rue Robert Goebbels). Die multimediale Dauerausstellung würdigt das Schengener Abkommen, gibt Einblicke hinter die Kulissen, erläutert die Entwicklung und den heutigen Stand. Das Café «An der aler Schwemm» befindet sich im gleichen Gebäude.
Öffnungszeiten:
Sommerzeit: Montag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr
Winterzeit: Montag bis Sonntag von 10:00 bis 17:00 Uhr
Schengen liegt an der rund 40 Kilometer langen luxemburgischen Weinstraße. Sie erstreckt sich zwischen Schengen und Rosport. Die Luxemburger Weine werden an der Mosel, an der Grenze zu Deutschland angebaut. Rund 90% des angebauten Ertrages sind Weißweine, nur gerade 10% Rotweine. Neben den traditionell angebauten Weinen werden drei Besonderheiten gekeltert: Spätlese, Strohwein und Eiswein.
Spätlese (Vindage tardive)
Grundlage bilden ausgesuchte reife Trauben, die zum Teil mit einem speziellen Pilz befallen sind. Der Befall sorgt für die charakteristische Farbe und Geschmack. Der Geschmack sei von Honignoten,
getrockneten Früchten und Karamell geprägt.
Strohwein (Vin de paille)
Der Name ist Programm: Mindestens zwei Monate werden reife Trauben auf Strohmatten getrocknet, wodurch die Süße und der Geschmack des Weines verstärkt wird.
Eiswein (Vin de glace)
Um den Eiswein gewinnen zu können, müssen die Trauben auf natürliche Weise gefroren sein und die Temperatur muss unter -7° Celsius betragen haben. Die Trauben werden noch gefroren gepresst,
wodurch ausschließlich zuckerhaltiger Extrakt gewonnen wird.
Mehr zu den Weinen, zum Anbaugebiet und den einzelnen Lagen findest Du weiter unten in der Broschüre «AOP Moselle Luxembourgoise». Viel Spaß!
Wegkreuz mit Sonnenuhr
Etwas unscheinbar steht das Wegkreuz an der Dorfeinfahrt von der Moselbrücke her, hinter einer Weinpresse. Das Steinkreuz stammt von 1612. Das Bild zeigt den gekreuzigten Jesus, neben ihm der Heilige Johannes und die Muttergottes. Am Schaft der Säule befindet sich zusätzlich eine Sonnenuhr. Der Metallzeiger ging jedoch verloren.
Funfact: Der Legende nach sei der Bildstock durch einen Gefangenen hergestellt worden, der am Tag vor seiner Hinrichtung fliehen konnte. Solange er sich auf der Brücke oder einer Fähre aufhielt, habe er Asyl genossen, sobald er allerdings das Land betrat habe man ihn verhaften können. Der Legende nach galt das Kreuz als Schutzmal der Verfolgten, die auf einer Moselfähre Zuflucht erhielten.
Markusturm
Der alte Wehrturm aus dem Mittelalter liegt mitten im Rebberg oberhalb von Schengen. Der Turm steht symbolisch für den Wiederaufbau des Weinanbaus. 1928 herrschte ein besonders
strenger Winter. Viele der Trauben überstanden ihn nicht. Mitte der 1930-Jahre wurde der Wiederaufbau an die Hand genommen. 1936 wurde der Aufbau unter den Schutz des heiligen Markus gestellt.
Der Bildhauer Claus Cito schuff eine Statue des Heiligen Markus, der an einem der Ecken des Turms über den Rebhang wacht. Claus Cito war ein angesehener
Luxemburger Bildhauer, der unter anderem die Gëlle Frau (Goldene Frau) in Luxemburg erschuff. Der
Markusturm ist Teil der Rundwanderung zu den Sehenswürdigkeiten Schengens. Vom Turm aus bietet sich ein wunderbarer Ausblick für das Moseltal. Tipp für Romantiker: Im Markusturm
werden Dinner bei Kerzenschein und Winzersekt angeboten. Unbedingt vorreservieren.
Das Dreiländereck um Schengen erlebte zwischen dem dritten und fünften Jahrhundert kriegerische Zeiten. Zuerst schickten sich die Franken an - auf ihrer Wanderung vom Norden in den Süden - die Gegend zu plündern. Der römische Kaiser Diokletian antwortete auf die Überfälle mit einer maßgeblichen Verstärkung seiner Armee und erhob Trier zu einem wichtigen Verwaltungssitz für Gallien. Mit 60'000 Bewohnern war Trier zu jener Zeit (318 n. Chr.) die größte Stadt Europas, größer als Rom selbst.
Ende des 4. Jahrhunderts schließlich wurden die römischen Truppen nach Italien für die Kämpfe gegen die Westgoten abgezogen. Die Region wurde in der Folge durch die Alemannen, Franken und später durch die Hunnen geplündert.
Das Schloss Schengen
Schon 1350 stand auf diesem Platz ein Schloss. Ende des 18. Jahrhunderts kaufte ein Industrieller das Schloss, ließ es abreißen und baute aus den Steinen ein neues Schloss im Stil eines
Herrenhauses. An der Eingangsfassade wurden die Initialen «JNC» angebracht. Sie stehen für den Namen des Erbauers Jean-Nicolas Collart.
1871 hielt sich Victor Hugo - neben Molière, Voltaire und Honoré de Balzac, einer der bedeutendsten französischen Schriftsteller - im Schloss auf. Er zeichnete während
seinem Aufenthalt eine Skizze des alten Turms zur linken Seite des Schlosses. Der mächtige Turm ist der einzige verbliebene Rest des ursprünglichen Schlosses.
Bevor ich nach Schengen reiste, war Schengen für mich irgendein Ort an der Grenze von Luxemburg. Als ich mich zum Abschluss meines Besuchs auf einen der Holzbänke unten an der Mosel setzte, hatte sich mein Bild gewandelt. Zwar war noch immer der spannende Widerspruch zwischen dem gefühlten Welt- und dem tatsächlichen Weindorf tonangebend, umhüllt wurde dieser Eindruck nun jedoch mit der Sanftheit und der Beschaulichkeit dieses sehenswerten Ortes, der friedlich an der Mosel liegt.
Wohl um meinen Eindruck zu verstärken, watschelte eine Entenfamilie mit ihren Küken ohne Scheu zu mir her, als ich einem Fischer zusah. Ein Lebensmoment im Weltdorf Schengen: friedfertig, unscheinbar - unbezahlbar.
Schengen liegt an der Mosel im Dreiländereck Luxemburg-Deutschland-Frankreich. Schengen liegt rund 20 km (Luftlinie) von Luxemburg (Stadt), von Metz rund 40 km und von Saarbrücken etwas mehr als 50 km entfernt. Die Distanz zu den beiden EU-Sitzen in Brüssel und Straßburg beträgt rund 210 bzw. 140 km.
Der Ort zählt rund 3'800 Einwohner.