Valleberga Kyrka (Skåne län)

Ich fuhr zufrieden von meinem Besuch der Steinsetzung Ales Stenar auf der breiten Landstraße vor mich hin, betrachtete die schöne Landschaft, hielt da und dort an und genoss den herrlichen Sonnenschein - bis ich in Valleberga ankam und die Valleberga Kyrka erblickte. Übermächtig steht sie in diesem kleinen Ort, mitten in der kargen Provinz Skåne län. Der Kirchturm scheint ewig hoch, das Kirchenschiff für die gesamte Bevölkerung Schwedens gebaut, die Architektur von einnehmender Schönheit - alles versüsst durch den anmutenden Sonnenschein und den nahezu wolkenlosen, blauen Himmel.

Valleberga Kyrka:  Seitenansicht der herrschaftlichen Kirche. - Von vorne betrachtet erscheint die Kirche eher schlank. - Das mittelalterliche Kastal.

Die Valleberga Kyrka wurde aus Kalkstein gebaut und hat eine lange Geschichte hinter sich. Die Wurzeln der Kirche gehen bis in Jahr 1190 zurück, als sie als Rundkirche gebaut wurde. Sie ist heute die einzige erhaltene Rundkirche der Provinz Skåne län. Bis ins 18. Jahrhundert behielt die Kirche ihre Form. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Kirche für die große Schar der Gläubigen zu klein. Das Bistum begann, die Kirche zu vergrößern: Mit Anbauten im Norden, Süden und Westen wurde sie zu einer kreuzförmigen Kirche umgebaut, während der Altarraum und die Apsis im Osten als Kreuzarme belassen wurden. 1791 wurde die umgebaute Kirche eingeweiht. 

Rund hundert Jahre später trug das Bistum den Gedanken, die Kirche vollkommen neu zu gestalten. Die zunehmende Anzahl der Gläubigen und der Wunsch, sich vom Alten zu lösen und Neuem hinzuwenden, verleitete den Kirchenvorstand und die Kirchenversammlung, die Kyrka und das Kastal abzureißen und von Grund auf neu zu bauen. Sie hatten allerdings die Rechnung ohne den Heimatschutz gemacht. Und wer heute ein unter Baudenkmal stehendes Gebäude besitzt, der kennt die Regeln: Da geht gar nichts. Ganz so schlimm war es zu jener Zeit noch nicht, der Einspruch aber war fundamental: Teile der alten Kirche mussten erhalten bleiben. 1906 wurden die finalen Baupläne genehmigt, die Anbauten aus dem 18. Jahrhundert wurden wieder entfernt und die alte Rundkirche mit den neuen Kirchenbauten verbunden. Mitte Juni 1910 wurde die Kirche aufs Neue eingeweiht.

Das weiß getünkte Kastal, mit seinen braunen Ziegeln, steht wenig entfernt von der Kirche. Es ist eines von fünf Kastale auf dem schwedischen Festland. Kastale dienten während dem Mittelalter als Verteidigungs- und Wachtürme. Sie standen bzw. stehen in unmittelbarer Nähe zu einer Kirche. Die ersten Kastale wurden auf Schwedens größter Insel Gotland bereits im 12. Jahrhundert errichtet. Sie boten der gläubigen Bevölkerung Schutz vor Überfällen. Das Kastal der Valleberga Kyrka wurde im 15. Jahrhundert gebaut und war Teil einer wehrhaften Mauer um die gesamte Kirche.

Valleberga Kyrka: Kirchenschiff - Altar aus dem 16. Jahrhundert mit den zwölf Aposteln - kunstvolle Kanzel von 1619.

Der Chor wurde 1343 an die Rundkirche angebaut. Das Kirchenschiff mit seinen Verzierungen an den Wänden und den großen Kronleuchtern wurde 1790 erbaut und anfangs der 1900er Jahre im Jugendstil renoviert.

Das Taufbecken ist eines der Highlights der Kirche. Es wurde um 1170 aus Sandstein gehauen. Auf dem Becken wurde die Legende von Peter und Paul, Kaiser Nero und Simon dem Zauberer verewigt. Der kirchlichen Geschichte nach, reiste Petrus zum Kampf gegen den Magier Simon nach Rom. Dort geriet er mit seiner Keuschheitspredigt in einen Konflikt mit dem Kaiserhaus. Er floh aus Rom, begegnete aber bereits am Stadttor dem auferstandenen Jesus. Petrus kehrte deshalb wieder zurück. Der Kaiser ließ ihn in Ketten legen, verurteilen und mit dem Kopf nach unten kreuzigen. 

Der Flügelaltar aus Holz zeigt die zwölf Apostel. Im Zentrum stehen Paulus und Petrus. Der Altar stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die prächtige Kanzel an der Seitenwand wurde 1619 eingeweiht. Sie trägt die Initialen von König Christian IV, König von Dänemark und Norwegen. Funfact: Südschweden gehörte während der Regierungszeit von König Christian IV. (1577 - 1648)  zu Dänemark. Erst mit dem Frieden von Roskilde im Jahr 1658 musste Dänemark Skånen an den schwedischen König übergeben.

Sehenswürdigkeiten Südschweden