Bjørnstjerne Martinius Bjørnson war ein norwegischer Dichter. Er wurde Ende 1832 in Kvikne (Norwegen) geboren und starb Mitte April 1910 in Paris (Frankreich). 1903 erhielt Bjørnson als erster Skandinavier den Nobelpreis für Literatur. Er setzte sich für Skandinavien (Norwegen, Schweden und Dänemark) sowie Finnland ein, war Mitglied des Komitees des Friedensnobelpreises und war ein leidenschaftlicher Politiker, der sich für seine Überzeugungen einsetzte. Funfact: Bjørnson schrieb 1859 die norwegische Nationalhymne «Ja, vi elsker dette landet» (Ja, wir lieben dieses Land).
In seinem Gedicht «Sidste Sang» (Das letzte Lied) erzählt er von einem Kampf eines Pferdes gegen einen Tiger. Der Kampf findet in einer Arena in Spanien statt. Das Pferd kämpft heroisch gegen den Tiger, die zuschauende Meute jubelt und schreit. Der Kampf des Pferdes steht in dem Gedicht sinnbildlich für Bjørnson selber, während der Tiger für seine Kritiker und Widersacher steht, im eigentlichen Sinn für die Stadt Oslo. Bjørnson schrieb und publizierte das Gedicht 1870. Seither wird Oslo auch Tigerstadt genannt. Ursprünglich war der Ausdruck negativ behaftet, heute liebevoll.
Jeg sender disse sanger hen
på venners bøn til kvinner, mænd
i Nordens trenne lande.
(At Finlands folk blant dem er med
på sangen under Nørreled
må jeg jo med tak jo sanne.)
Jeg sender dem – og ser det nu:
de fleste har ej, hvad min hu
har stærkest følt og båret;
lidt er for flygtigt, lidt for kort,
lidt har på lagret dampet bort,
lidt er for ungt af året.
Jeg levde mer end jeg sang;
jeg tanker, harm og jubel slang
omkring meg, hvor jeg gæsted;
at være, hvor det netop galdt,
det var meg næsten mer end alt,
som ved min pen blev fæstet.
Alt sant og stærkt har vokse-sted
og kanskje også evighed,
om sværten ej det fanger,
og han, som tænker mindst derpå,
men tør i livets slingring stå,
blir bedste folke-sanger. –
Jeg hørte engang om en fest
i Spanien; en landsens hest
blev sluppen ind i ringen;
dernæst en tiger af sit bur; –
den gikk en stud omkring på lur,
så la den seg på bringen.
Og folket klappet, jubled, lo,
da tigern sprang og hesten slog,
men fik dog ej se blodet;
ti tigeren tumled att og bag
for hestens landlig-plumpe slag
og lå en stund på hodet.
Da hujed, hidsed alle mand
og kvinner med; balkonens rand
de heldte seg udover.
De skreg, de tirred tigerns mod,
de vilde alle have blod, —
og atter frem den vover.
– Og folket jubled, klappet, lo,
da tigern sprang og hesten slog;
– men blod de fik ej skue;
ti lykken havde hesten kær,
og tigern kom den ikke nær,
men spæntes i en bue. –
Hvem vant tilslut, det vet jeg ej;
ti denne landsens hest er jeg,
og kampen har ej ende; –
men byen, hvor den foregår,
og dette klap og jubel får,
den tør da kanske kenne! –
Jeg kæmper helt foruden had;
det, som jeg elsker, gør meg glad,
skønt varm og vred tillige.
Det er mit blod, min sjæl, der går
i hver en linje, som jeg slår,
og derfor går den lige.
Men som jeg står her nu i dag,
jeg har ej hævn, jeg har ej nag
mod nogen mand på jorden, –
giv så igjen lidt hjærtelag
til den, som bare mente sag
og elsker hele Norden! –
Selv går jeg på min sanger-vej
med ærefrygt først ind til dig,
du største ånd i Norden,
som vred, profetisk varsled gry
bag Nordens tunge morgen-sky,
der skal i lyn og torden; –
men siden blid bag hav og held
af sagas og af troens væld
på bondens sæd har spillet: –
nu snø-fjæld-hvid på nitti år
af tidens strøm tilbage får
dit eget høje billed.
Til deg så, i hvis sanger-vår
”de tusen sjøers” Finland står
og vemods-mægtig toner.
Vor stammes ånd i evig sus
går grænse-vagt i sangens brus
mot Østens millioner.
Men står jeg i vor egen gård,
et stjærne-billed øjet slår
med alt sit rige under.
Det lyser: Henrik Wergland
ud over Norges blege land
i minnets klare stunder.
For Nordens unge nutids-folk¨
er disse tre den største tolk,
som alt mit liv skal prise;
ri under deres tanke-kreds
jeg nynner modig og tilfreds
på Nordens fremtids-vise.
Auf Wunsch von Freunden
verbreite ich dieses Lied an Frauen und Männer
in den nordischen Ländern
(dass auch die Finnen bei Nørreled in das Lied einstimmen,
dafür bedanke ich mich besonders).
Ich habe das Lied verbreitet und bemerke nun:
Die meisten Leute haben das Lied, so meine ich, nicht
wirklich nachvollziehen können und auch nicht wirklich verstanden.
Ihr Eindruck vom Lied scheint ein wenig zu flüchtig, ein bisschen zu gering,
gerade so, wie der Geruch eines jungen Weines,
der bei der Lagerung noch zu wenig verdunstet ist.
Ich habe mehr gelebt als gesungen;
ich denke, Groll und Jubel waren
um mich herum, wo immer ich war.
Das Drumherum war wohl mehr,
als was ich zu schreiben vermochte.
Alles, was wahr und stark ist, hat einen Ort zum Wachsen,
vielleicht bis in alle Ewigkeit,
insofern es von außen in seinem Wachstum nicht gehemmt wird.
Wage es, dich dem Schwung des Lebens hinzugeben
und schreibe damit die schönsten Geschichten.
Ich habe von einem Dorffest in Spanien gehört.
Ein Ackergaul sei in die Arena gelassen worden;
als nächstes sei ein Tiger aus dem Käfig gesprungen,
der eine Weile lang auf die Jagd nach dem Pferd
und schließlich der Bahn entlang ging.
Die Leute klatschten, jubelten und lachten
als der Tiger sprang und das Pferd ausschlug.
Blut aber konnte keiner sehen;
Zehn Mal sei der Tiger hin und her getaumelt,
nach dem prallen Schlag des Pferdes.
Er sei sogar eine Weile mit dem Kopf liegen geblieben.
Die Männer und die Frauen machten alle mit.
Sie hielten sich am Rand der Balkone fest.
Sie schrien und beflügelten den Mut des Tigers.
Sie wollten Blut sehen –
und schließlich wagte er sich wieder nach vorn.
Und die Menge jubelte, klatschte und lachte,
als der Tiger sprang und das Pferd ausschlug;
aber auch jetzt konnte keiner Blut sehen.
Das Glück schien das Pferd zu lieben
und der Tiger kam ihm nicht mehr nahe,
einzig seinen Rücken spannte er zu einem Bogen.
Wer am Ende gewonnen hat, weiß ich nicht.
Ich bin das Pferd meines Landes
und mein Kampf hat kein Ende.
Die Stadt, in der dieser Kampf stattfindet,
die klatscht und jubelt,
vielleicht traut sie sich, zu wissen, wer den Kampf gewinnt!
Ich kämpfe ohne Hass,
denn das, was ich mache, macht mich glücklich,
auch wenn es warmherzig und wütend zugleich ist.
Es ist mein Blut, meine Seele,
die in meine Werke fließen
und deshalb bleiben sie sich treu.
Wenn ich heute hier stehe,
so fühle ich keine Rache und keinen Groll,
gegen keinen Menschen dieser Welt –
jedem, der es ernst meint und die
gesamte nordische Region liebt,
gebe ich gerne einen Herzschlag zurück.
Ich selbst gehe meinen Weg als Dichter
mit Ehrfurcht in erster Linie vor dir,
du größter Geist des Nordens,
prophetisch angekündigt als eine wütende Morgendämmerung,
hinter der schweren Morgenwolke des Nordens,
in dem Blitz und Donner herrschen.
Das Sinnbild ist längst hinter der See verblüht,
durch Sagen und der Kraft des Glaubens
am Leben erhalten. So fließt das Leben:
in der Zwischenzeit schneeberg-weiße neunzig Jahre geworden
bekam ich selbst zu einem erhabenen Abbild.
Nun zu dir, in dessen Liedern Frühling herrscht,
steht Finnland für die tausend Seen
und melancholisch, gewaltige Töne.
Der Geist unseres Stammes
marschiert im ewigen Ansturm der Grenzwächter im Aufbrausen des Liedes
gegen die Millionen des Ostens.
Aber ich stehe in unserem eigenen Garten,
in dem ein sternförmiges Auge auffällt,
mit all seiner reichen Wunderkraft.
Es leuchtet Henrik Wergland,
jenseits von Norwegens bleicher Landschaft
in den klaren Momenten der Erinnerung.
Für die jungen, modernen Menschen in den nordischen Ländern
sind sie die drei größten Interpreten,
die ich mein ganzes Leben lang loben werde.
Ich fahre unter ihrem Gedankenkreis und
summe mutig und zufrieden
in die nordischen Zukunft.
Eine deutsche Übersetzung war leider nicht verfügbar, weshalb ich das Gedicht sinngemäß übersetzt habe. Wie bei allen meinen Texten gilt das Urheberrecht und die üblichen rechtlichen Vorgaben gemäß Impressum.
Die 4,5 Meter lange Tigerstatue steht auf dem Platz (Jernbanetorget 1) vor der Sentralstasjon (Hauptbahnhof) von Oslo.